- Dates9 January 2004 - 28 February 2004
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Artists
Tue Greenfort
Während den Vorbereitung für eine Gruppenausstellung 2001 an der Technischen Universität Istanbul entdeckte der dänische Künstler Tue Greenfort (*1973) im Universitätsgarten eine Ameisenstrasse. Mit einer Spur süsser Nahrung brachte er die kleinen Tiere von ihrem rechten Weg ab und lockte sie auf einen Tisch im Ausstellungsraum. Dort konnten sie von den Besucherinnen und Besuchern mittels Lupen in ihrem Tun beobachtet werden, als wären sie Künstler an der Arbeit.
In „Daimlerstrasse 38“ 2001 in der Galerie Johann König in Berlin zeigte Greenfort das Ergebnis eines Feldversuches mit Füchsen, mit welchem er die Grauzone Stadt-Land zu thematisieren schien. Auf einem Frankfurter Baugelände hatte er einen wurstbestückten Selbstauslöser installiert, so dass sich die Füchse beim Zubeissen selbst fotografierten und einen jetzt unglaubwürdig anstarrten. "Stufe" (2002) war eine minimale Intervention in der Kölner Innenstadt, die darin bestand, dass Greenfort zwischen Domplatte und Bischofsgartenstrasse eine bis dahin nicht existierende Abkürzung für Fussgänger einbaute und somit eine architektonische Fehlplanung korrigierte - wenigstens für ein paar Stunden, denn die Gehhilfe verschwand noch am gleichen Tag. Für die "Mobile Trinkglasswerkstatt" (2003) nutzte der Künstler den Abfall des Städelschen Kunstinstitutes zugunsten der Städelschule. Er reziklierte die Flaschen, welche von Events im Sammelcontainer des Museums übrig blieben, und stellte Trinkgläser für die Studenten der Städelschule her.
Tue Greenforts wehrt sich mit minimalen Eingriffen gegen den Lauf der Dinge. Seine Interventionen sind immer zur rechten Zeit am falschen Ort, zur falschen Zeit am rechten Ort oder beides. Versucht man, seine Arbeit im Feld der Kunst dingfest zu machen, wird man in die Metapher gezwungen, denn Selbstporträts von Füchsen oder Ameisen im Museum kann man unmöglich ernst nehmen. Der Versuch, sie als Beitrag zum Thema Kunst und Wissenschaft zu verstehen, mündet im Lächeln über die angestrengten Versuche, wie sie in den 1990er Jahren en vogue waren. Misst man seinen urbanistischen Aktionen gesellschaftspolitische Tragweite zu, dann beisst man in denselben Köder, den der Künstler dem Fuchs hingelegt hat und starrt sich selber ungläubig an. Tue Greenfort schlüpft in die Rolle des Künstlers als Oekologe, Bedeutungsforscher, Institutionskritiker, Stadtplaner, Soziologe und Designer. Er entwickelt eine Poesie des Absurden, die sich hart entlang der Realität entwickelt, die Veränderung will, Geschichten erzählt und Kommentare entwirft, deren Formulierungen sich aber verflüchtigen, bevor sie zur grossen Geste verkommen. Hier tarnt sich ein leichtfüssiger Anarchist als schlauer Fuchs, immer im Dienste von Buster Keatons Moderne.
Arbeiten von Tue Greenfort sind bis zum 28.2. in einer Einzelausstellung der Galerie Nicolas Krupp in Basel zu sehen und bis zum 6.3. in der Gruppenausstellung "Prisma" in der Galerie Martin Janda Raum aktueller Kunst in Wien.
Daniel Baumann