Stephan Melzl
Stephan Melzl
29 April 2016 - 25 June 2016
Opening Thursday, 28 April 2016, 6:00 pm
Artists:
Alles Supabupa, Stephan Melzl
Vieles in der Malerei von Stephan Melzl erscheint anachronistisch - der Farbauftrag braucht lange zum Trocknen, die Formate sind klein, der Malgrund besteht meist aus Holz und folgerichtig verlassen nur gerade gut ein Dutzend Bilder pro Jahr das Atelier des Künstlers. Melzl schafft schon seit mehr als 30 Jahren ein intimistisches Werk in pastellartig abgedämpften Farbtönen, das von einer zeit- und ortlosen Welt berichtet, die in der Andeutung und im Zwischenstadium verharrt.
Für die aktuelle Ausstellung in der Galerie von Nicolas Krupp ist eine neue Werkgruppe entstanden, die diesen malerischen Ansatz der allegorischen Mehrdeutigkeit in eine aktuellere Dimension hinein weiter entwickelt. Die meist hochformatigen Bilder weisen zwar weiterhin unverkennbare Referenzen an die Kunstgeschichte auf, orientieren sich an den metaphorischen Welten der holländischen Meistern des 16. Jahrhunderts, wie auch an surrealistischen Narrationen der Klassischen Moderne. Und doch schreibt sich immer deutlicher die Gegenwart in den Melzl'schen Erzählstrang ein, der von einer hybriden Welterfahrung zwischen analoger Tradition und virtueller Simulation berichtet.
"Window" ist eine 65x50cm grosse Landschaftsansicht, die diese permanente Bild-Reflexion exemplarisch vorführt. Melzl zeigt auf dem Gemälde ein Bergidyll - pittoreske Felsen, tiefblauer See, dramatische Wolkenbilder. Teil dieser Landschaft ist ein Paar, das von hinten zu sehen ist, wie es die Berglandschaft betrachtet. Der Mann trägt eine weisse Kappe, die Frau ein blaues Kleid und beide stehen auf einer (Aussischts-) Plattform, die in die Landschaft zu ragen scheint. Diese Landschaft ist offenkundig ein Bild, denn es wird oben von einem "scrollboard" begrenzt und wirft merkwürdigerweise einen Schatten - projeziert auf eine zweite Landschaft, die identisch mit derjenigen ist, die der Künstler im Vordergrund gemalt hat.
"Window" ist also in mehrfachem Sinn ein Fenster: Wir werden aufgefordert, die Betrachter beim Betrachten zu betrachten und stellen dabei selber Betrachtung übers Betrachten an. Stephan Melzl operiert mit hintersinniger Präzision und mit grosser Könnerschaft für eindringliche Bildfindungen an diesen Sollbruchstellen der Wahrnehmung.
Christoph Doswald
Texts: