Muda Mathis / Sus Zwick
Wenden und Wandeln
  • Dates
    22 January 2025 - 22 February 2025
  • Opening reception
    Monday, 16 December 2024, 5:00 pm - 8:00 pm
  • Artists
Press Release
Zur Arbeit von Muda Mathis und Sus Zwick

Sie setzen den Akt des Brikolierens und das gedankenverlorene Beobachten zwischen Kontemplation und Zerstreuung ins Zentrum der Ausstellung.

Ihre Werke werfen Schlaglichter auf die Zweisamkeit und das vermeintlich Ungleiche im Gleichen, zeigen ungewöhnliche Momente im doch so gewöhnlichen Alltag. Der unmittelbare wie humorvolle Blick des Künstlerinnenduos auf sich, ihre Umgebung und Alltagsobjekte erzeugt nicht nur eine vibrierende Ästhetik, sondern befragt auch Potentiale und Mechanismen des gemeinschaftlichen Handelns.

Mathis/Zwick zeigen unter anderem ihr Videowerk: «VAGE ELEMENTE» es nimmt uns – im wahrsten Sinne des Wortes – mit auf eine Achterbahn der Bilder, die auf den ersten Blick disparat und heterogen anmuten. Studioaufnahmen folgen auf Alltagszenen aus dem Bildfundus der Künstlerinnen, ruhige und schnelle Sequenzen wechseln sich ab. Die Bilder sind Ausgangspunkte für Gedankenspiele und Assoziationen. Wann fängt die Dramaturgie unseres Handelns an, wann hört Inszenierung auf? Die Tonbegleitung, ein breites Patchwork von Musikstücken, Konversationen und Sound-Kulissen.

Viviane Mathis

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Press
Die zwei auf der Baustelle: Muda Mathis und Sus Zwick bespielen die Nicolas Krupp Galerie

by Dominique Spirgi, bz – Zeitung für die Region Basel*

Der Basler Galerist Nicolas Krupp hat das ikonische Künstlerinnenduo in die unfertigen Galerieräume an der Basler Rebgasse eingeladen. Das Resultat ist eine beschwingte Schau mit viel hintergründigem Humor.

Um Punkt 14 Uhr zur Öffnung der Galerientore kommen die zwei Künstlerinnen angeradelt. Und krempeln sofort die Ärmel hoch: Mit Fernbedienungsgeräten in den Händen bringen sie rund ein Dutzend Bildschirme und Beamer zum Laufen. Und in den erst grob verputzten Räumlichkeiten, die in ein vom Tageslicht nur marginal ausgeleuchtetes Halbdunkel gehüllt sind, breitet sich eine skurril-hintersinnige Welt aus, voller Reisesequenzen, Slapstick-Szenen, geheimnisvoll flirrenden Ornamenten.

Es handelt sich um den verspielt-ironischen und immer feministischen Kunst-Kosmos von Muda Mathis (*1959) und Sus Zwick (*1950), zweier unzertrennlicher Urgesteine der Schweizer Videokunst-, Musik- und Performanceszene. Gemeinsam mit Pipilotti Rist eroberten sie einst aus der Basler Kunstgewerbeschule heraus die Szene und wurden in den späten 1980er-Jahren zu Pionierinnen der Videokunst. Das war lange bevor Pipilotti Rist in den internationalen Starhimmel entfleuchte.

Solche Überfälle muss man annehmen

Einem breiteren Publikum sind Mathis und Zwick in erster Linie aber als Kern der feministischen Post-Punk-Dada-Schlager-Band Les Reines Prochaines bekannt – in der gegenwärtigen Formation zusammen mit Fränzi Madörin.

Nun aber steht wieder einmal ein Videokunst-Auftritt an. «Ich habe sie mit meiner Anfrage ziemlich überfallen», sagt der Galerist Nicolas Krupp. Die beiden Künstlerinnen nicken. «Wenn solche Überfälle kommen, muss man sie annehmen», antwortet Mathis. Zwick pflichtet ihrer Partnerin bei, auch wenn sie einräumt, dass mit dem Launch der jüngsten CD «Scissor*Hood» der Reines Prochaines gleich gar viel zusammengekommen sei.

Krupp engagierte die beiden Künstlerinnen für einen Zwischenstopp in seiner neuen Galerie, deren Räumlichkeiten sich noch in der Bauphase befinden. «Eine Ausstellung mit Videokunst und vor allem mit Muda Mathis und Sus Zwick kann die Räume in ihrem Entstehungsprozess aufs Beste bespielen», sagt er.

Von der Garage, zur Velowerkstatt, zur Galerie

Krupp ist seit der Eröffnung seiner ersten Galerie im Jahr 2000 und als Stammgast an der Art Basel ein wichtiger und konstanter Player in der Kunstszene. Seine Kunsthandelskarriere startete er mit seiner ersten Galerie in den heute von der International School besetzten Räumen an der Erlenstrasse. Später bezog er für 13 Jahre die Räume der ehemaligen Sutter-Backstube an der Rosentalstrasse. Im vergangenen Sommer 2024 bezog er schliesslich im Rahmen der Basler Kunsttage die neuen Räumlichkeiten an der Rebgasse.

«Es ist ein toller Ort», sagt Krupp. In der unmittelbaren Nachbarschaft befindet sich die Bar Damatti sowie die Galerie von Dominik Müller. Aber der Neubezug war und ist mit viel Arbeit verbunden. Aus den L-förmigen Räumen, die zuvor als Garage und als Velowerkstatt genutzt wurden, müssen Ausstellungsräume gemacht werden.

Für Krupp ist dies auch ein künstlerischer Prozess, den er im August mit dem Konzeptkünstler Eric Hattan begann. Hattan spielte mit der Baustelle, formierte ausgeweidete Stahlelemente zu hängenden Schrott-Skulpturen und liess entfernte Lüftungsschächte die neu entstehenden Wände durchdringen. «Und er half mir, eine massive Holz-Schiebetüre zum Hinterausgang zum Claragraben zu errichten», so Krupp.

Im Zentrum steht ein Video-Panoptikum

Und nun sind Mathis und Zwick an der Reihe, die Baustelle zu bespielen. «Wir stiegen in unser Archiv, in dem sich so viel angesammelt hat», sagt Mathis. «Und haben aus alten Materialien neue Werke und Installationen geschaffen.» Dazu gehört unter anderem ein Video-Panoptikum, das einen ganzen Raum füllt. Hierfür haben Mathis und Zwick alte Arbeiten seziert, die nun neben aktuellen Werken als parallel laufende Filme zu erleben sind.

Aus alt wird neu: Eine besonders witzige Arbeit zeigt die beiden Künstlerinnen in einer Aktion, in der sie sich gegenseitig Blechnäpfe über die Köpfe stülpen. Der Ursprung dieser Arbeit war eine Fotoserie, die nun als ruckeliges Stop-Motion-Video zu sehen ist.

So kommt diese Arbeit wie ein ironisch-sinnbildlicher Kommentar zum Umbauprozess daher: Bis am Freitag ist die Ausstellung «Werden und Wandeln» noch geöffnet. Dann folgt eine Pause für die weiteren Umbauarbeiten, für die elektrischen Installationen, das Abschleifen und Bemalen der Wände. Im Januar sollen die Arbeiten von Mathis und Zwick die frisch ausgestatteten neuen Galerieräume schliesslich ein zweites Mal bespielen respektive einweihen.

*read original Zeitung für die Region Basel article, 20 December 2024

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