Atta Kwami in der Kunsthalle

by Philipp Kaiser
Kunstbulletin
October 2001
Deutsch

Der Umgang mit so genannter nichtwestlicher Kunst problematisiert zuallererst das eigene Instrumentarium, das bekanntlich anhand westlicher Kunst entwickelt wurde und sich demnach kaum je eignen kann. Nicht so bei den objekthaften Öl- und Acrylbildern von Atta Kwami, die meist in Serie kombiniert werden und die von intensiven Kontakten mit einer europäischen und amerikanischen Malerei zeugen. Ebenso wie sich Kwami immer wieder von Kumasi, der zweitgrössten Stadt Ghanas, nach London, Washington oder New York begibt, kann auch sein Werk im Spannungsfeld der verschiedenen Traditionen lokalisiert werden. Seine Malerei bezieht sich daher nicht bloss auf Malerei, sondern ist zugleich Ausdruck einer allgemeinen kulturellen Praxis und der visuellen Kultur Afrikas. Die teils pastos oder auch lasierend gemalten Bilder bestechen in erster Linie durch ihre leuchtende Farbigkeit. Ohne jeglichen Symbolgehalt organisieren sich die energetisch aufgeladenen Farbfelder und lassen als eine Art emotionale Struktur einen atmosphärischen Erfahrungsraum hervortreten, der kompositionelle Gesetzlichkeiten ausser Acht lässt. Die Malereien mögen einerseits an textile Muster erinnern, andererseits ist ihr Ursprung häufig in der Auseinandersetzung mit der Stadt als gebautem und sozialem Gefüge zu suchen. Dabei interessiert weniger die formale Qualität von Häuserfassaden oder Grundrissen, als das Umsetzen von unmittelbar urban und räumlich Erlebtem in Farbklänge. Die ebenfalls ausgestellte skulpturale Struktur «Tiger» kann deshalb als Verdeutlichung und Pointierung des künstlerischen Konzepts verstanden werden. Ähnlich den bunten Bretterbuden, die zahlreiche afrikanische Städte bevölkern, verweist «Tiger» auf einen solchen Kiosk. Als bemalter, betretbarer Farbraum übersetzt er die individuelle künstlerische Erfahrung der zweidimensionalen Arbeiten in den tatsächlichen Raum, intensiviert und verdoppelt diese folglich für den Betrachter, dem durch die Öffnungen, einem Rahmen gleich, Ausblicke in die Ausstellung gewährt werden. Atta Kwamis Malerei bewegt sich damit mit grosser Unbefangenheit im Zwischenreich von urbanem und rein malerischem Erfahrungsraum und scheint gänzlich in der Verbindung von Leben und Kunst aufzugehen.

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Cover Image: Atta Kwami · Installationsansicht, 2001, Foto: Serge Hasenböhler