- Dates27 October 2023 - 5 January 2024
- Opening receptionThursday, 26 October 2023, 6:00 pm - 8:00 pm
- Artists
Benedikt Hipp lädt uns in seiner künstlerischen Praxis ein, unsere Vorstellungen zu erweitern, indem er einen imaginären Raum des Bewusstseins für die Welt eröffnet. In seiner zweiten Einzelausstellung in der Galerie Nicolas Krupp in Basel lässt er uns an einem Diskurs teilhaben, der unsere Bilder und Vorstellungen von Körper, von Sozialisation und Zusammenleben, von organischer und nichtorganischer Materie generell, aufzulösen beginnt. So entstehen in seinen Gemälden visuell-visionäre Ansätze eigenartiger Körper, emergenter Konglomerate aus fluiden, anthropomorphen Formen, manchmal hinter gemauerten Elementen auftauchend oder einen Raum entdeckend, wie autopoetische Findungsprozesse, die Konzeptionen und Systeme menschlicher Existenz hinterfragen.
Der Ausstellungstitel «Salt Dome» lehnt sich einem physikalisch geologischen Phänomen dem sog. Diapirsmus an, der aufsteigende Materie bezeichnet. Diapire sind geologische Formationen, bei denen sich Salz oder andere Materialien durch Schichten nach oben bewegen und dabei eine einzigartige Landschaft formen.
Weiter in der Ausstellung begegnen wir beeindruckenden Papierarbeiten aus einer fortlaufenden Serie, der sich Hipp seit 2014 widmet. In den Tuschezeichnungen finden sich Versatzstücke, teils organhaft collagiert, aus geologischen Karten, Körperteile oder Formen, Wege oder Verlaufsströme. „Trails and Descriptions, Shelters and Sites“ ist eine Kartographie, die zart und kleinteilig nach neuen Wegen und Navigationen seiner realen Entsprechung sucht.
Auch seine Keramiken sind wie Zeugnisse einer Reise durch Raum und Zeit, wie Meteoriten oder kosmische Himmelskörper, deren Zeitbestimmung in der Zukunft oder in der Vergangenheit liegen könnte. Die in der Ausstellung gezeigten Objekte aus der Serie «AEON», die jeweils mit einer Nummer im Titel versehen sind, brennt Hipp ausschließlich mit Holz im selbstgebauten Brennofen. Der Brennprozess bei dem bis 1320°C erreicht werden, zieht sich durchgängig über mehrere Tage hin. Die nur durch die Hitze und die geschmolzene Asche entstandenen Texturen und Glasuren auf den Objekten sind das eingebrannte Konzentrat eines enormen Aufwands gebündelter Energie. Der Künstler bezeichnet diesen ergebnisoffenen, anachronistischen Brennprozess wie eine Kontaktaufnahmen zu den Gewalten von Zeit und Raum, von Akkumulation von Materie, von Formgebung, von Schmelz und Fluss.
«Salt Dome» stellt den fluiden Zustand, die Bewegung und die Veränderung als eigentliche Konstante unseres Universums fest. „Mega-Grid green“, eine Ansammlung verschiedenster Bauteile, heißt daher die größte Arbeit der Ausstellung, die wie ein Tableau wirkt und sich, durch den Titel schon angedeutet, in alle Richtung physisch und imaginär endlos erweitern ließe.
Contemporary Art Pool, November, 2023