Zwischen Kunst und Wissenschaft

by Vivana Zanetti
Basler Zeitung
6 December 2021
Deutsch

Der in Basel lebende Künstler Hanspeter Hofmann stellt bei Nicolas Krupp seine neue Serie figurativer Gemälde aus, die während des Lockdown 2020 entstanden sind.

In der Galerie von Nicolas Krupp in der Rosentalstrasse herrscht derzeit eine Atmosphäre wie in einem medizinischen Laboratorium. Nicht etwa, weil Forschende mit weissen Kitteln und Schutzbrillen mit Proben hantieren. Nein, den Eindruck vermitteln die ausgehängten Gemälde von Hanspeter Hofmann. Wie auch in seinen früheren Arbeiten schimmert hier seine frühere Tätigkeit als Chemielaborant durch.

Im hellen Licht des Raumes erscheinen die Leinwände in kaltem Weiss. Bedruckt sind sie mit prototypischen Figuren und Formen, die an die Gestalt einzelner oder mehrerer Personen, an Tiere, an Schädel auf einem Röntgenbild oder an Zellstrukturen unter einem Mikroskop erinnern. Ein computergeneriertes Raster bildet das Netz, in dem diese Darstellungen eingebettet sind. Hofmann zeichnete diese Basis mithilfe einer App.

Intuition und Exaktheit

Poppige Farbakzente lassen die Gemälde ins Auge stechen. Die Gestalten sind mit purpurnen, lila, violetten, schwarzen, roten, gelben, grünen, auch blauen Tupfern übermalt. Auf diese Weise lässt der in Basel ansässige Künstler die errechnete Abbildung der Applikation mit seinem eigenen unmittelbaren kreativen Ausdruck verschmelzen.

Hofmann grenzt sich bewusst von Bestrebungen ab, selber eine möglichst exakte Abbildung der Wirklichkeit zu kreieren. Allgemein fragt sich der 61-Jährige mit seiner Kunst, inwiefern dies selbst auch mit den wissenschaftlichen Methoden überhaupt möglich ist. In der zum grossen Teil während des Lockdown entstandenen aktuellen Serie lässt er wissenschaftliche und künstlerische Darstellungsmethoden aufeinanderprallen.

In der entstehenden Irritation zwischen exakter Abbildung und intuitiver Darstellung möchte Hofmann das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft erforschen: So ist der kreative Schaffensakt für ihn eng verbunden mit einer wissenschaftlichen, geistigen Ebene.

Hofmann verrät während einer Führung durch die Ausstellung auch eine seiner Inspirationsquellen für die teils unruhig wirkenden, teils den Werken Tiefe verleihenden Farbakzente: die Bewusstseinstherapie, in der man versucht, bewusst wahrzunehmen, wo man seinen Körper in welcher Art und Weise spürt. Auch das verweist wieder auf diese für ihn charakteristische Verbindung von unmittelbarer Wahrnehmung, die reflektiert, mit wissenschaftlicher Herangehensweise erforscht und künstlerisch dargestellt wird.

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Cover Image: Das Motiv der Schädel ist bei Hanspeter Hofmann schon seit je ein Teil seiner Arbeiten. Foto: Serge Hasenböhler