Interview

Stumme Diener

Stumme Diener

by Kirsty Bell
Frieze
Summer 2011
English Deutsch

Heimo Zobernig talks to Kirsty Bell about his sculptures, paintings and videos from the early 1980s to the present and about red light, mannequins and Oswald Wiener’s literary sources

For Heimo Zobernig, 2011 began with five solo exhibitions: gallery shows in Antwerp, New York and his hometown of Vienna as well as exhibitions at the Essl Museum in Klosterneuburg near Vienna and the Kunsthalle in Zurich. For an artist whose work engages so keenly with the structures of exhibition making, this seems like an enormous undertaking. Or is it a conceptual ploy?

Zobernigs solo show inaugurated the Kunsthalles temporary premises in the Museum Bärengasse, two adjacent, four-storey 17th-century baroque buildings in downtown Zurich. Zobernig exhibited only sculptures and video works selected from the last 25 years and none of the paintings which have been a staple of his practice since the early 1980s. No doubt the constraints of exhibiting in these listed premises with their wood panelled or plasterwork ceilings, domestically scaled rooms, ceramic ovens and walls punctuated with windows or doorways played a role in this decision. Crucially, he also decided to revisit a work made for an installation of Albert Oehlens paintings in the show Jetztzeit at Viennas Kunsthalle in 1994: Zobernig installed red fluorescent lighting, which created a considerable hindrance to viewing Oehlens work. In Zurich, each room in the Museum Bärengasse was lit with red fluorescent light, providing a coherent and dramatic solution for this historical building as an exhibition space for contemporary art, while casting into doubt the viewing conditions for his sculptures. The lighting accentuated how the works question aspects such as surface and autonomous form through their cheap materiality (cardboard, styrofoam or MDF) and their structures which recall Minimalism, furnishing or display.

Such pragmatic decision-making features repeatedly in Zobernigs work, where coincidence is often put to productive ends, the most formative example being the artists enrolment in the set design department at the Academy of Fine Arts in Vienna after his application to the painting department was rejected. This unorthodox start ensured that cross-disciplinary contamination would become a cornerstone of Zobernigs practice; he may wrestle with fundamental questions of abstraction but persistently confounds them with borrowings from performance, interior design, furnishing and display. The perennial painterly problem of foreground and background is itself a central theme. The background (especially the vivid colour of the blue, red or green screen used in chroma key video technology) takes on a role, while objects more often accorded negligible status the bookshelf, the conference chair, the pedestal become central players, re-designated as autonomous sculpture. Indeed, in Zurich, the lighting itself, not usually an explicit feature of an exhibition, was cast as a protagonist, albeit with a Machiavellian twist: Zobernigs choice of red fluorescents did not so much light the works as render them barely visible.

Zobernig often revisits certain key forms, materials and strategies; works that may initially appear cryptic, if not flippant, grow in density and weight with greater knowledge of their predecessors. Over time, this self-reflexivity becomes another element of contingency, preventing the objects and paintings from being simply what they appear to be. Zobernig has exhibited prolifically throughout continental Europe since the 1980s and is an authoritative figure in the German-speaking world (he has been a professor at the Academy in Vienna since 2000 and won Austrias prestigious Friedrich Kiesler prize in 2010).

Yet he remains less well known outside Europe a situation that has led to a somewhat lopsided appreciation of his work.
Perhaps the nature of his work self-conscious abstraction complicated by its contingency supports this split appreciation. Each work performs its assigned role the sculptures acting out their awkwardness, the videos locked in their repetitive loops, the paintings stating their compositional structure, the stage displaying its tautological self and waits expectantly. As artist and media theorist Peter Weibel aptly put it in his contribution to a catalogue published in 2010 by CAPC Musée dart contemporain de Bordeaux: in contrast to Post-Modernism, [Zobernig] does not overcode but undercodes. It is up to the audience, wherever it may be, to determine the code.

Heimo Zobernig spricht mit Kirsty Bell über seine Skulpturen, Gemälde und Videos aus drei Jahrzehnten – und über Rotlicht, Schaufensterpuppen und die Literaturhinweise Oswald Wieners

Das Jahr 2011 begann für Heimo Zobernig mit fünf Einzelausstellungen: Galerieausstellungen in Antwerpen, New York und seiner Heimatstadt Wien sowie Einzelausstellungen im Essl Museum in Klosterneuburg vor den Toren Wiens und in der Kunsthalle Zürich. Für einen Künstler, dessen Werk sich so intensiv mit den Strukturen des Ausstellungsmachens auseinandersetzt, ein enormes Unterfangen. Oder eher eine konzeptuelle Masche?
Zobernigs Einzelpräsentation in den temporären Räumen der Kunsthalle Zürich, dem Museum Bärengasse, war zugleich die Eröffnungsausstellung in den beiden im Stadtzentrum gelegenen, aneinandergrenzenden vierstöckigen Barockhäusern aus dem 17. Jahrhundert. Zobernig zeigte hier nur ausgewählte Skulpturen und Videoarbeiten der letzten 25 Jahre und kein einziges Gemälde, obwohl die Malerei seit den frühen 1980er Jahren einen wichtigen Bestandteil seiner Praxis ausmacht. Fraglos hat diese Beschränkung etwas mit den räumlichen Gegebenheiten dieser denkmalgeschützten Gebäude mit ihren holzgetäfelten oder stuckverzierten Decken, den wohnraumgroßen Zimmern, Keramiköfen und den mit Türöffnungen und Fenstern durchsetzten Wänden zu tun. Zentral war auch Zobernigs Entscheidung, eine Arbeit wieder aufzunehmen und weiter auszuformulieren, die er 1994 für Albert Oehlens Ausstellung Jetztzeit in der Kunsthalle Wien produziert hatte: Damals hatte Zobernig rote Neonröhren im Ausstellungsraum installiert und so eine nicht unwesentliche Wahrnehmungsbarriere geschaffen, die es schwierig machte, Oehlens Malerei adäquat zu betrachten. In Zürich war jeder Raum des Museums Bärengasse mit roten Neonröhren beleuchtet, was einerseits eine kohärente und dramatische Lösung für die Nutzung dieses historischen Gebäudes als Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst darstellte, während es andererseits die Wahrnehmungsbedingungen für seine Skulpturen produktiv in Mitleidenschaft zog. So unterstrich die Lichtregie die Art und Weise, in der seine Arbeiten selbst durch ihre billige Materialität (häufig Pappe, Styropor oder MDF) und ihre mal aus dem Minimalismus, mal aus Inneneinrichtung und Ausstellungsarchitektur geläufigen Strukturen Fragen der Oberfläche und formalen Autonomie aufwerfen.

Diese Form der pragmatischen Entscheidungsfindung taucht immer wieder auf bei Zobernig, dessen Arbeiten häufig aus Zufällen produktives Kapital schlagen. Das biografisch prägendste Beispiel ist vielleicht seine Entscheidung, sich an der Wiener Akademie der Künste im Bereich Bühnenbild einzuschreiben, nachdem er in der Malereiklasse abgelehnt worden war. Diese unorthodoxen Anfänge haben sicher gestellt, dass disziplinenübergreifende Kontaminationen zu einem zentralen Merkmal der Arbeit Zobernigs wurden; er setzt sich mit fundamentalen Fragen der Abstraktion auseinander, mag es sich dabei aber nicht verkneifen, diese mit Anleihen aus Performance, Innenarchitektur und Möbel- oder Ausstellungsdesign zu verunklären. Das ewig wiederkehrende Figur-Grund-Problem in der Malerei ist selbst ein Kernthema; der Grund (insbesondere die grelle Farbe des blauen, roten oder grünen Hintergrunds, der in der Farbstanz-Videotechnik eingesetzt wird) nimmt eine entscheidende Stellung ein, während häufig als zu vernachlässigend angesehene Objekte das Bücherregal, der Konferenzstuhl, der Sockel zu Hauptfiguren werden, denen der Status einer autonomen Skulptur zugewiesen wird. Tatsächlich wurde in der Kunsthalle Zürich die Beleuchtung, die normalerweise kein expliziter Aspekt von Ausstellungen ist, zum Protagonisten, wenn auch mit einer machiavellistischen Wendung: Die von Zobernig ausgewählten roten Neonlichter beleuchteten die Arbeiten weniger, als dass sie sie gerade noch sichtbar bleiben ließen.

Bei Zobernig kommt bestimmten Formen, Materialien und Strategien immer wieder eine Schlüsselrolle zu; so gewinnen Arbeiten, die zunächst kryptisch, wenn nicht gar leichtfertig erscheinen mögen, mit zunehmendem Wissen um ihre Vorläufer an Dichte und Gewicht. Mit der Zeit wird diese Form der Selbstreflexivität ein weiterer kontingenter Faktor, der die Objekte und Malereien davor bewahrt, einfach nur das zu sein, als was sie auf den ersten Blick erscheinen. Seit den 1980er Jahren ist Zobernig mit Ausstellungen in Kontinentaleuropa äußerst präsent und genießt im deutschsprachigen Raum hohes Ansehen (seit 2000 ist er Professor an der Wiener Akademie, 2010 gewann er den renommierten Friedrich Kiesler-Preis). Außerhalb Europas jedoch ist er bislang weit weniger bekannt was der Anerkennung seiner Arbeit eine gewisse Schlagseite verleiht.

Vielleicht führt auch der spezielle Charakter seines Oeuvres selbst eine durch ihre Kontingenz verkomplizierte, sei bst reflexive Abstraktion zu dieser gespaltenen Form der Anerkennung. Jedes Werk spielt die ihm zugewiesene Rolle die Skulpturen agieren ihre eigene Unbeholfenheit aus, die Videos sind in ihren Wiederholungsschleifen gefangen, die Malereien übermitteln ihre kompositorische Struktur, die Bühne stellt ihr tautologisches Selbst zur Schau und wartet gespannt. Der Künstler und Medientheoretiker Peter Weibel bringt es in einem 2010 vom CAPC Musée dart contemporain de Bordeaux publizierten Katalog auf den Punkt: Im Gegensatz zur Postmoderne übercodiert [Zobernig] nicht, er untercodiert. Es ist am Publikum, wo auch immer es sein mag, den Code zu bestimmen.

Kirsty Bell: Simultaneity appears in your work in various forms, through the different media used or concurrent meanings occurring within one work. Was it another kind of conscious simultaneity or strategic decision to have so many exhibitions taking place at the same time?

Heimo Zobernig: The fact that all these shows came so close together was a coincidence, not a deliberate strategy. But it worked very well for me, as my studio is currently unusable due to building work, and this situation solved my storage problems. I was obliged by circumstance to divide things up between the exhibition venues. You can maybe compare it to the difficulty of starting to paint on an empty white canvas; if there are marks on it already, everything else unfolds as if of its own accord.

KB: Although the Zurich show is more or less chronological, I was struck by a reformulation of certain key ideas from your oeuvre: painted cardboard columns or pillars; objects that look like tables or pedestals; even the identical display for each of the different video works which is designated as an untitled work from 1989 consisting of a Hantarex monitor and table. All of these themes may be traced throughout the exhibition

HZ: and are of course reformulated through the specific situation. Even if these works are from different periods which can be considered chronologically, I dont see it as a retrospective. In a retrospective, more effort would be made to contextualise the works, or at least to somehow mention the contexts in which they were originally made. This is not at all the case in Zurich because the conditions at the Museum Bärengasse are so dominant that the works appear in a totally new light, quite literally.

KB: The red fluorescent light was also your key contribution to a joint installation with Albert Oehlen back in 1994...

HZ: The statement with the coloured light and Alberts paintings was much clearer, in the combination: How can painting be subjected to scrutiny when the only available light is in the red range, giving a totally different view of the pictures? Does the work stand up under these conditions? Of course, there are also historical precedents, such as Picassos Guernica (1937), painted under the shock of the Civil War; he avoided the beauty of colour and reduced the palette to black, white and grey to reflect the extreme nature of the disaster. This is a basic motif in a type of political art that wants something specific, that wants to produce an effect. That was one of several motives for showing painting under difficult conditions.

KB: Did you have the same idea in mind with the light in Museum Bärengasse?

HZ: Yes, the thing was that the museum didn’t have a proper lighting system, the lighting problem still needed to be addressed, and dealing with it has now been postponed slightly by my exhibition. There were only improvised lamps and illuminated vitrines. And I thought: When something is already that bad, then you might just as well make the conditions even worse. And this building can do something other exhibition venues can’t do: To create a specific light atmosphere, it must be possible to darken the rooms, and this more or less typical Swiss house has wooden shutters on the windows which can all be closed. It’s an added attraction to be able to present the building closed and hermetic like this for once. Also, old buildings like this are often isolated in places far from the bustle of modern commercial areas and become integrated into red light districts. This free-standing house in this setting thus took on the character of a Moulin Rouge. Such red windmills are places of escapism where people follow their wishes and desires, outside of everyday life, off the paths of day-to-day business.

KB: On the one hand, your works are driven by the desire for structure and indexical systematisation; on the other, they defy categorisation and often hover between set design and painting or between Minimalist sculpture and the quotidian object.

HZ: The quest for abstraction is a fundamental endeavour, so it seems very important to me to omit all that is superfluous. A lot of effort is invested, but there’s always something working against it, the material or some element of content keeps getting in the way. This is basically the question: why doesn’t less lead to greater clarity, in art, in painting? There was a time in the early 1990s when I tried to get right to the end and worked towards a monochrome, white picture that isn’t even painted, just a primed canvas. This exhibition took place, where everything was gone, but that didn’t solve the problem of clarity.

KB: The objects resistance to abstraction leads to a kind of cross-contamination that is also underscored by the juxtaposition of videos with sculptures in the Zurich show.

HZ: Yes, when I began to make my exhibition impure, so to speak, I presented not just sculptures and paintings but added video as a layer of commentary that exposed the flaws in the supposed purity of media. What’s lacking in one is supplied by something else. Video images can do something a painted picture cannot; that’s where the anthropomorphic, the human, appears in my work.

KB: Was it clear you would be the main protagonist of your videos?

HZ: While I was still studying at the Academy, I started making performances with a friend. In the performance series devised with my friend at the time Alfons Egger, the fleeting quality was of course very important. After the show, nothing remains. As for the question of whether or not to document, whether or not to have an audience, video was the solution. That way, I could do what I wanted in the studio without time pressure or the stress of an audience with a medium that can be used relatively unpretentiously. The character of the videos is more that of recorded actions, with no great filmic structure; in most cases, it’s a static camera looking at something in motion.

KB: Slapstick is very pronounced in your video works

HZ: Humour is important. A joke has a special capability because it can be about something one doesn’t understand. And yet the joke manages to generate something akin to understanding, if it succeeds in making people laugh. The deeper meaning may remain hidden. A good joke is sometimes more beautiful than a logical philosophical conclusion.

KB: Certain aspects come up regularly over longer periods, or works are reused in different contexts. These threads of reappearance suggest that your work develops not so much linearly but in a spiralling, self-contained way.

HZ: I can’t say which approach wins; I need to step back and look at what’s there. I also see that not everything is possible or of equal value. To me, there are developments that become visible
in a chronology. What, for example, is the impact of an idea I’ve already had on future decisions? The issue of consistency is certainly something I try to pursue. I dont assume chaos. In my early years I was of course very interested in and enthusiastic about the Vienna Positivists and their focus on behaviourism. There is a book, a novel, by Oswald Wiener Die Verbesserung von Mitteleuropa (The Improvement of Central Europe, 1969) he appended an in-depth bibliography and wrote how much he would have liked to include everything else he had heard, seen, etc., as a way of offering later generations the possibility of studying how this text came about.
Perhaps this provides an idea of how the artistic process could be explained. Reverence and reference, respect and historical quotation are factors that exert a conscious and unconscious influence. As we know, if you stray even a little too far from the paths set by these factors, then the work is no longer perceived as art, it doesn’t become part of the discussion, it may be existential, but it doesn’t exist, it leads a sub-existence, as a private passion or hobby.

KB: Some subtleties and jokes may be lost on a non-German-speaking audience. If they cannot be recognised, does your work risk leading this sub-existence?

HZ: Irony or humour is just one aspect, a communicative element, it’s not central to understanding. Nonetheless, I’m always curious how translation mistakes influence the work. Some misunderstandings can be productive. Abstraction as a lingua franca, a slogan from the 1950s, pinned its hopes on the universal quality of the visual. Now we know how much this, too, depends on culture and context, but who wants to be forever reading between the lines

Kirsty Bell: Simultanität taucht in deiner Arbeit in verschiedenen Formen auf, sei es in der parallelen Verwendung unterschiedlicher Medien, sei es in der Konkurrenz verschiedener Bedeutungen innerhalb ein- und derselben Arbeit. War es ebenfalls eine strategische Entscheidung, so viele Ausstellungen gleichzeitig stattfinden zu lassen?

Heimo Zobernig: Es war sicher ein Zufall, dass alle diese Ausstellungen so dicht zusammengekommen sind, also kein überlegter Strategieplan. Aber es kam mir dann doch sehr entgegen, weil mein Atelier wegen Umbau zur Zeit nicht benützbar ist und ich auf diese Weise meine Lagerprobleme lösen konnte. Diese Umstände haben mir also vorgegeben, die Dinge auf die Ausstellungsorte zu verteilen. Es ist vielleicht damit vergleichbar, wie schwer es sein kann, auf einer leeren, weißen Leinwand mit dem Malen zu beginnen; wenn es da aber schon Spuren gibt, dann ergibt sich alles weitere wie von selbst.

KB: Obwohl deine Ausstellung in der Kunsthalle Zürich mehr oder weniger chronologisch aufgebaut ist, war ich überrascht von der Reformulierung bestimmter zentraler Ideen oder Arbeiten aus deinem Oeuvre: bemalte Pappsäulen oder -pfeiler; Objekte, die wie Tische oder Sockel aussehen; sogar das Display für die jeweiligen Videoarbeiten war identisch, das ja auch selbst als unbetitelte Arbeit von 1989 ausgewiesen war, bestehend aus einem Hantarex Monitor und einem Tisch. All diese Schlüsselthemen kann man durch die gesamte Ausstellung verfolgen...

HZ: ...die natürlich durch die spezielle Situation eine neue Formulierung bekommen. Auch wenn es jetzt Arbeiten sind, die aus verschiedenen Zeiten stammen und auch eine Chronologie möglich ist, so sehe ich das nicht als eine Retrospektive. In einer Retrospektive würde man sich mehr bemühen, die Arbeiten zu kontextualisieren oder zumindest den Kontext, in dem sie entstanden sind, irgendwie auch zu erzählen. Das ist in Zürich ganz und gar nicht der Fall, weil die Umstände dieses Bärenmuseums so dominant sind, dass die Arbeiten in ein ganz neues Licht gestellt sind, sprichwörtlich.

KB: Die roten Neonröhren waren auch ein zentraler Beitrag zu einer Installation, die du 1994 gemeinsam mit Albert Oehlen gemacht hast...

HZ: Das Statement mit dem farbigen Licht und der Malerei von Albert war sehr viel eindeutiger in diesem Zusammentreffen: Wie kann man Malerei einer Prüfung unterziehen, indem man nur durch das Rotspektrum einen ganz anderen Blick auf diese Bilder hat. Können die Bilder unter diesen Bedingungen bestehen? Natürlich waren auch historische Momente überlegt, man denke an Picassos Guernica (1937), das er unter dem Schock und Eindruck des Bürgerkriegs gemalt hat und das die Schönheit der Farbe ausschließt und sich auf schwarz, weiß, grau beschränkt, um die Drastik des Unglücks zu schildern. Das ist ein Grundmotiv in einer engagierten Kunst, die etwas will, die etwas bewirken will. Das war eines von diversen Motiven, die Malerei unter schwierigen Bedingungen zu zeigen.

KB: Hattest du bei der Beleuchtung im Museum Bärengasse den gleichen Gedanken?

HZ: Ja, es war so, dass das Haus keine seriöse Beleuchtungseinrichtung hatte, dass eine Beleuchtung erst zu überlegen war, und jetzt ist dieses Problem durch meine Ausstellung etwas aufgeschoben worden. Es gab nur improvisierte Lampen und Vitrinenbeleuchtungen. Da war mein Gedanke: Wenn etwas schon sehr schlecht ist, dann kann man die Bedingungen noch schlechter machen. Und dieses Haus kann etwas, was andere Ausstellungsräume nicht können: Um eine ausgesuchte Lichtstimmung zu erzeugen, muss man eben verdunkeln. Dieses quasi typische Schweizer Haus hat Holz-Fensterläden, die man alle schließen kann. Und es ist sicher auch ein schönes Moment, das Haus einmal so verschlossen und hermetisch vorzuführen. Außerdem stehen ähnliche alte Häuser oft so isoliert an Orten, wo kein übliches modernes Geschäftstreiben ist, und werden eventuell in ein Rotlichtmilieu übernommen. Dieses freistehende Haus in dieser Umgebung hatte den Charakter eines Moulin Rouge. Diese roten Mühlen sind Orte des Eskapismus, wo man seinen Wünschen und seinem Begehren nachgeht, außerhalb des alltäglichen Lebens, den Wegen des täglichen Geschäfts.

KB: Auf der einen Seite gibt es in deinen Arbeiten den Wunsch nach Struktur und indexikalischer Systematisierung, auf der anderen Seite widersetzen sie sich jeglicher strikten Kategorisierung und schweben häufig zwischen Bühnendesign und Malerei oder zwischen minimalistischer Skulptur und alltäglichem Objekt.

HZ: Das Bemühen um Abstraktion ist ein grundsätzliches und da scheint es mir natürlich ganz wichtig, alles Überflüssige wegzulassen. Also, das Bemühen ist groß, aber es wirkt immer wieder irgendetwas entgegen, das Material oder die Inhaltlichkeit stört das immer wieder. Das ist quasi die Befragung: Warum stellt sich mit weniger keine Eindeutigkeit her, in der Kunst, der Malerei? Es gab eine Zeit in den frühen 1990er Jahren, da habe ich mich darum bemüht, ganz ans Ende zu kommen, habe mich ans monochrome, weiße Bild herangearbeitet, das nicht mal mehr gemalt wird, sondern nur mehr die grundierte Leinwand ist. Diese Ausstellung, in der alles weg war, hat es gegeben, aber damit war das Problem des Eindeutigen nicht gelöst.

KB: Der Widerstand der Objekte gegen die Abstraktion führt zu einer Art gegenseitiger Verunreinigung, die auch durch die Gegenüberstellung von Videos mit Skulpturen oder Malereien betont wird.

HZ: Ja, als ich begonnen habe, meine Ausstellung sozusagen unrein zu machen, so dass man nicht nur auf Skulpturen oder Bilder trifft, da habe ich das Video dazugenommen, als eine Art Kommentarebene, die die Mängel in Sachen Reinheit der Medien herausstellt. Was bei einem fehlt, das wird durch etwas anderes eingelöst. Das Videobild kann etwas, was das Malereibild nicht kann, da tritt bei mir das Anthropomorphe auf, also der Mensch.

KB: War es klar, dass du der Hauptdarsteller sein würdest?

HZ: Es ist so, dass ich, noch während ich an der Akademie studierte, mit einem Freund begonnen habe, Performances zu machen. Bei der Performance-Reihe, die ich mit meinem damaligen Freund Alfons Egger erarbeitet habe, war das Moment des Flüchtigen natürlich ganz wichtig. Nach der Aufführung ist da nichts mehr. Für die Fragen Dokumentation oder nicht, Publikum ja oder nein war Video die Lösung. So konnte ich im Atelier machen, was ich wollte ohne Termindruck oder Publikumstress mit einem Medium, das relativ unprätentiös zu benutzen ist. Die Videos haben eher den Charakter von aufgezeichneten Handlungen, die nicht großartig filmisch strukturierte sind, es ist ja in den meisten Fällen eine statische Kamera, die auf etwas Bewegtes blickt.

KB: Slapstick ist in deinen Videoarbeiten sehr ausgeprägt...

HZ: Humor ist wichtig. Der Witz kann ja etwas Besonderes, da er von etwas handeln kann, was man vielleicht gar nicht versteht. Und trotzdem gelingt es dem Witz, so was wie Verstehen herzustellen, nämlich wenn es gelingt, dass man darüber lachen muss. Der tiefere Sinn bleibt eventuell versteckt. Ein gelungener Witz ist manchmal schöner als ein logischer philosophischer Schluss.

KB: Bestimmte zentrale Aspekte tauchen über einen längeren Zeitraum immer wieder auf; Arbeiten werden in verschiedenen Kontexten immer wieder verwendet. Diese wiederkehrenden Fluchtlinien scheinen nahezulegen, dass deine Arbeit sich weniger linear als vielmehr in einer spiralförmigen, selbstbezüglichen Bewegung entwickelt.

HZ: Ich kann nicht sagen, welche Vorgehensweise gewinnt, ich muss mich da auch zurücklehnen und beobachten, was da vorliegt. Ich sehe ja auch, dass nicht alles möglich ist, alles egal ist. Es gibt für mich Entwicklungen, die in einer Chronologie sichtbar werden. Wie wirkt sich etwa ein Gedanke, den ich schon mal gefasst habe auf weitere Entscheidungen aus? Die Frage nach Folgerichtigkeit ist schon eine Sache, der ich versuche nachzugehen. Ich vermute da kein Chaos. Natürlich haben mich in meinen frühen Jahren die Wiener Positivisten und deren Interesse für den Behaviorismus sehr interessiert und begeistert. Da gibt es ein Buch, einen Roman Die Verbesserung von Mitteleuropa von Oswald Wiener (1969) in dem er im Anhang eine sehr umfangreiche Literaturliste anführte und dazu voranstellte, wie gerne er auch noch alles andere Gehörte, Gesehene usw. aufgenommen hätte, quasi um einer späteren Generation die Möglichkeit zu bieten zu erforschen, wie dieser Text zustande gekommen ist. Da wäre so eine Idee zu finden, wie künstlerische Arbeit erklärt werden könnte. Reverenz und Referenz, Respekt und Bezugnahme auf Historisches sind Umstände, die bewusst und unbewusst wirken. Wie wir wissen, wenn man nur ein bisschen zu weit von diesen Wegen abweicht, ist man schon außerhalb der Kunstwahrnehmung, dann wird es nicht Teil der Diskussion, ist vielleicht existenziell, aber ergibt keine Existenz, führt zu einer Subexistenz, einer Liebhaberei oder einem Hobby.

KB: Einige Feinheiten deiner Arbeit mögen für ein nicht deutschsprachiges Publikum verloren gehen: Wenn sie nicht erkannt werden können, setzt das die Arbeiten nicht dem Risiko genau jener von dir erwähnten Subexistenz aus?

HZ: Die Ironie oder der Humor ist ja nur ein Aspekt, ein Vermittlungsmoment, ist nicht zentral für das Verstehen. Trotzdem bin ich immer neugierig, wie Übersetzungsfehler auf die Arbeit Einfluss nehmen. Diverse Missverständnisse können ja produktiv werden. Abstraktion als Weltsprache, eine Parole der 1950er Jahre, hat ja große Hoffnungen in das Universelle des Visuellen gesetzt. Nun wissen wir, wie kultur- und kontextabhängig auch das ist, aber wer will schon immer zwischen den Zeilen lesen...

KB: Your works seem almost hermetic through their carefully thought-out conceptual structures which dont allow much space for accident or coincidence.

HZ: If you want to obtain empirical certainty, the work has to be that way you have to make the experiment repeatable. If there's too much chaos and if there are loose ends, then it’s hard to judge and filter out effects because they're always disrupted. So you create adjusted, pure conditions, but with the knowledge that it’s difficult to achieve such purity. If you place a table in the middle of a room, then its effect can be gauged in relational terms. What happens? How do viewers position themselves throughout the space because this object occupies a central position, and how do they respond to it? And precisely with such a seemingly simple thing as a table its interesting how people react to it in contrast to a sculpture, that people immediately put their hands on it, because we start using it, as a useful everyday object, putting glasses down on it and flowers

KB: How did you start using mannequins?

HZ: I'm not entirely sure any more, but III try to tell the story. Around thirty years ago, I wanted for some reason to have a mannequin, but, due to a lack of money at the time, all I could get was cheap fragments a torso, an arm, etc. not a whole figure, and I didn't know what to do with them. I lugged them from one studio to the next and eventually lost them. Then, many years later and once again, I dont know why a mannequin turned up in my studio. In any case, I made a discovery that really surprised me: that the presence of this mannequin triggered in me an awareness of a living presence. For a split second or so in my studio, especially at dawn or dusk, I didn't feel alone. The recurrence and intensity of this sensation intrigued me. This moment when I'm slightly distracted and there's someone there, but it’s just this mannequin

KB: Uncanny...

HZ: Yes, it’s absolutely uncanny. This living or not, a strange business. What can other objects the same size do by comparison? So the mannequin became more and more interesting.

KB: Did it feel like a great leap to introduce the human figure alongside geometric paintings or Minimalist-looking sculptures?

HZ: It did take something like a leap. From the figure to abstraction from abstraction to the figure. Before I moved in, my studio was used by a classical Modernist sculptor, Joannis Avramidis, who divided the human figure into meridians, made them abstract and turned them into rotational mouldings. With that in mind, I made a video in which my body is split up by meridians of blue adhesive tape and moves through the blue video space. I tried out the geometrical patterns for this work on that first mannequin, which paved the way for exhibiting that part of my work.

KB: When I saw a mannequin displayed near a sculpture that looked like a bookshelf, the mannequin appeared like another standard unit, like a shelf, so it didn't look as alien as I might have expected.

HZ: The proportions of a bookshelf follow the proportions of the human figure very closely. Or think of a wardrobe. This is a nice topos. Hanging up clothes or putting away books these are tasks for the dumb servant, deputy or guard. In my video Nr. 24 (2007), I collapse under the weight of these tasks and a great amount of colour.

KB: There's also a tautological relationship between the viewer and a sculpture that includes this figurative element. You're watching while being watched.

HZ: Yes, one feels observed. These architectural shelf sculptures with the mannequins inside stand guard, making sure borrowed books are returned. Then I tried out various things with these figures. Moulded my face onto one, altered the sex, made the pubic area look like it was covered by a pair of stockings or removed the breasts. The figures in Zurich are fairly neutral. Most mannequins are designed to match the tastes of a given period, from haircuts to postures. But of course there is also a notion of some ideal average beauty, a kind of classicism in the design of these mannequins. I was interested in that classicism inspires a certain reticence, but it also enters one’s artistic practice at the point where repetition of one’s own work occurs.

KB: Deine Arbeiten erscheinen fast hermetisch in ihren sorgfältig geplanten, konzeptuellen Strukturen, die dem Zufall wenig Raum geben.

HZ: Das hat eben so einen Charakter; wenn man sich eine empirische Gewissheit verschaffen will, dann muss man das Experiment wiederholbar machen. Also wenn das jetzt zu sehr ein Chaos ist und alles reinhängt, dann kann man Wirkungen schlecht beurteilen, herausfiltern, weil sie immer gestört sind. Erzeuge also bereinigte Bedingungen, aber tue es in dem Bewusstsein, dass es schwer ist, so eine Reinheit überhaupt herzustellen. Wenn man einen Tisch in die Mitte eines Raumes stellt, dann kann man schon im relativen Verhältnis seine Wirkungen feststellen. Was passiert? Wie teilen sich dann Betrachter im Raum auf, weil dieses Objekt da in der Mitte einen Platz annimmt und wie verhalten sie sich in Bezug darauf? Und gerade bei so einem scheinbar einfachen Ding wie einem Tisch ist es interessant, wie darauf im Unterschied zu einer Skulptur reagiert wird, dass sofort die Hände draufgelegt werden, weil wir dass sofort als etwas alltägliches, nützliches in Gebrauch nehmen, Gläser und Blumen darauf stellen...

KB: Wie kam es dazu, dass du Schaufensterpuppen verwendet hast?

HZ: Ich weiß es nicht mehr so genau, aber ich probier mal so eine Geschichte zu erzählen. Aus irgendeinem Grund habe ich mich bemüht, vor ca. 30 Jahren eine Schaufensterpuppe zu bekommen, habe aber aus Geldmangel in dieser Zeit nur billige Fragmente zusammenbekommen einen Unterleib, einen Arm usw., aber keine ganze Figur und wusste nicht, was damit werden soll. Diese Teile habe ich halt so durch meine diversen Studios mitgeschleppt und irgendwann verloren. Dann viele Jahre später und wieder weiß ich nicht warum , gerät eine Schaufensterpuppe in mein Atelier. Jedenfalls habe ich eine Entdeckung gemacht, die mich sehr überrascht hat: dass die Gegenwart dieser Puppe die Gegenwart von etwas Lebendigem in meiner Wahrnehmung ausgelöst hat. Ich habe mich im Atelier, besonders in so Dämmerstimmungen, nicht mehr alleine gefühlt, für Augenblicke. Das Wiederkehrende und Intensive dieser Empfindung hat mich schwer beschäftigt. Dieser Moment, indem ich ein bisschen abwesend bin, und da ist doch jemand, doch nur diese Puppe...

KB: Unheimlich...

HZ: Ja, es ist absolut unheimlich. Dieses lebendig oder nicht, so eine seltsame Sache. Was können andere Gegenstände in gleicher Größe im Vergleich? So wurde die Puppe immer interessanter.

KB: Hat sich das wie ein großer Schritt angefühlt, die menschliche Figur neben den geometrischen Malereien oder minimalistisch wirkenden Skulpturen einzuführen?

HZ: Es war schon so was wie ein Einfall notwendig. Von der Figur zur Abstraktion von der Abstraktion zur Figur. In meinem Atelier hat vor meiner Zeit ein klassisch-moderner Bildhauer gearbeitet, Joannis Avramidis, der hat die Menschenfigur in Meridiane gegliedert, abstrahiert und Rotationsformen daraus gemacht. Daran angelehnt habe ich ein Video gemacht, in dem mein Körper durch blaue Klebestreifen-Meridiane zerfällt und sich durch den blauen Videoraum bewegt. Die geometrischen Muster dafür habe ich auf dieser ersten Puppe ausprobiert. Damit war der Weg in die Ausstellung geöffnet.

KB: Als ich eine Schaufensterpuppe in der Nähe einer Skulptur entdeckte, die wie ein Bücherregal aussah, erschien sie wie eine weitere standardisierte Einheit, wie ein weiteres Regal. Sie sah gar nicht so fremdartig aus, wie ich es möglicherweise erwartet hätte.

HZ: Die Proportionen eines Bücherregals folgen doch sehr denen der menschlichen Figur. Oder denken wir an den Kleiderschrank. Das ist ein schöner Topos. Kleider reinhängen oder Bücher draufstellen das kann der Stumme Diener, Stellvertreter oder Wächter. Im Video Nr. 24 (2007) breche ich unter der Last dieser Aufgaben und viel Farbe zusammen.

KB: Es stellt sich auch ein tautologisches Verhältnis ein zwischen dem Betrachter und einer Skulptur, welche dieses figurative Element enthält. Du siehst, und wirst angesehen.

HZ: Ja, man fühlt sich beobachtet. Diese architektonischen Regalskulpturen mit den Puppen darin wachen über die Rückstellung der geliehenen Bücher. Dann habe ich mit diesen Figuren Diverses probiert. Einer Schaufensterpuppe meine Physiognomie anmodelliert, das Geschlecht verändert, den Schambereich wie eine Strumpfhose gestaltet oder die Brüste abgenommen. Die Figuren in Zürich sind einigermaßen neutral. Schaufensterpuppen sind meist sehr dem Geschmack der jeweiligen Zeit entsprechend gestaltet, vom Haarschnitt bis zur Haltung. Aber es gibt natürlich auch so eine Idee von einer idealen Durchschnitts-Schönheit, so eine Art Klassizismus im Design dieser Puppen. Das fand ich interessant Klassizismus, da hat man eine gewisse Berührungsangst, kommt aber in die künstlerische Arbeit, dort, wo die Wiederholung der eigenen Arbeit auftaucht.

KB: While the Zurich show concentrated on the sculptural aspects of your work, the show at the Essl Museum will take a more architectural form and foreground questions about display or the stage as an exhibition strategy. Both exhibitions also seem to deflect attention away from a definitive reading of your work. Why this deflective strategy?

HZ: On one hand, decisions came out of the circumstances I've already mentioned, and on the other hand, I also like to follow intuitive impulses which I dont like to rationalise. At the Essl Museum, I'm showing very small, older sculptures in a new, large-scale installation including invitations to various musicians to perform on a stage. A central element here is a red curtain that was shown three years ago on the stage at Viennas MUMOK as part of the performance series Nichts IST AUFREGEND. Nichts IST SEXY. Nichts IST NICHT PEINLICH. (Nothing is exciting, nothing is sexy, nothing is not embarrassing), in my piece Heimo Zobernig erklärt seinem Double wie man eine Performance macht (Heimo Zobernig explains to his double how to make a performance). This curtain was then shown at the Tate St Ives, the Gulbenkian Foundation in Lisbon and in a very large version at CAPC in Bordeaux. Now I have the opportunity to bring a selection of texts written for these exhibitions together in a catalogue another repetition of ones own work

Translation answers: Nicholas Grindell

KB: Während sich die Züricher Ausstellung auf die skulpturalen Aspekte deiner Arbeit konzentrierte, wird die Ausstellung im Essl Museum eine stärker architektonische Form annehmen und Fragen des Displays oder der Bühne als Ausstellungsstrategie in den Vordergrund rücken. Beide Ausstellungen scheinen auch endgültige Lesarten deiner Arbeit abwehren oder zerstreuen zu wollen. Warum diese Abwehrstrategie?

HZ: Einerseits haben sich Entscheidungen aus den eingangs erzählten Umständen ergeben, andererseits folge ich auch gerne intuitiven Impulsen, die ich gar nicht rationalisieren mag. Im Essl Museum zeige ich ganz kleine ältere Skulpturen in einer großen, raumfüllenden neuen Installation mit der Einladung an diverse Musikperformer und -performerinnen, auf einer Bühne aufzutreten. Zentral ist dabei ein roter Vorhang, der vor drei Jahren im MUMOK auf der Bühne zu sehen war, im Rahmen der Performancereihe Nichts IST AUFREGEND. Nichts IST SEXY. Nichts IST NICHT PEINLICH., in meinem Beitrag Heimo Zobernig erklärt seinem Double, wie man eine Performance macht. Dieser Vorhang war dann in der Tate St Ives, der Gulbenkian Foundation Lissabon und ganz groß im CAPC in Bordeaux. Nun hab ich auch die Gelegenheit, eine Auswahl von Texten, die für diese Ausstellungen entstanden sind, in einem Katalog zusammenzubringen... Wiederholung der eigenen Arbeit...

Übersetzung Einleitung, Fragen: Daniel Pies

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Cover Image: Heimo Zobernig, Untitled (in Red), 2011, installation view, Kunsthalle Zürich, Museum Bärengasse